Dieser Beitrag wurde für das Mennoblatt (lokale Zeitschrift für Gemeinde und Kolonie) verfasst.
Im August 2023 wurde ich Mutter. Wie ich die folgenden Wochen und Monate erlebte, möchte ich kurz berichten.
Der Start mit unserm ersten Baby war nicht so reibungslos, wie man es sich oft ausmalt. Unser Junge schrie die ersten zwei Wochen stundenlang in der Nacht, was uns als Eltern an unsere körperlichen und emotionalen Grenzen brachte. Alle sagten uns: “Genießt euer Baby!” - aber wir empfanden es nicht als Genuss, denn am Tag mussten wir uns erholen und verarbeiten, dass Tags scheinbar alles in Ordnung war und es nachts dann wieder losging.
Ich als Mutter kämpfte mit den üblichen postpartalen Beschwerden. Hinzu kam, dass der Schlafmangel mich viel kostete - die Gedanken ratterten in einem Fort und kamen nie zur Ruhe. Ich bin ein lösungsorierentierter Mensch und es kostete mich anzuerkennen, dass ich hier an meine Grenzen kam und hilflos war. Ich schrie meine Not innerlich zu Gott, während mein Mann nachts das Kind herumtrug.
Nach zwei Wochen griff Gott ein! Es wurden verschiedene Unverträglichkeiten bei unserm Jungen festgestellt, woraufhin ich meine Ernährung komplett umstellte und nach ein paar Tagen schliefen wir Gott sei Dank alle besser! Zeitgleich veranlasste meine Frauenärztin, dass ich medikamentöse Therapie bekam gegen meine innere Unruhe (ansiedad). Das half mir im ganzen ersten Jahr, ruhiger zu bleiben und die vielen Veränderungen besser zu akzeptieren.
Auch das Stillen verlangte einiges ab von mir und wollte nicht so recht gelingen anfänglich. Der Besuch einer Stillberaterin half mir, auf einiges besser zu achten und sprach mir vor allem Ermutigung zu. Warum ich davon so unverblümt schreibe? Ich glaube, wir brauchen etwas mehr Realismus in diesem Bereich. Man sieht oft in WhatsApp Status nur die zuckersüßen Babyfotos und es entsteht ein einseitiges Bild von Elternschaft, bzw. Babyalltag.
Nach einigen Wochen merkte ich, dass ich jetzt an dem Punkt angekommen war, mein Baby wirklich auch zu genießen. Der Fütter-Wach-Schlafrhythmus hatte sich eingependelt und ich konnte in den Schläfchenpausen auch etwas zur Ruhe kommen und/oder einiges an normaler Hausarbeit erledigen. Mittagmachen war beispielsweise eine Sache, wo ich schnell merkte: Da brauch ich eine neue Routine. Das kann ich nicht alles bis um 11 Uhr lassen, denn gerade dann will mein Baby gestillt oder bespaßt werden! So machte ich also von morgens an scheibchenweise Mittag.
Die medikamentöse Therapie verlangte auch, dass ich psychologische Hilfe in Anspruch nahm, was mir half, die Geburt und die ersten Wochen besser zu verarbeiten. Nach einem halben Jahr bat ich eine ältere Schwester aus der Gemeinde, mir eine Mama-Mentorin zu sein. Sie sagte zu und wir trafen uns regelmäßig, um über alles zu reden. Auch die Teilnahme an einem Mutter-Kind-Kreis tat mir gut und half mir immer wieder zu sehen und zu hören: “Was du erlebst, das ist normal. Nein, wir haben auch nicht gut geschlafen diese Nacht, du bist also in guter Gesellschaft. Ja, unsere Siestas sind auch jedes Mal ein Glücksspiel...” und so weiter. Es gibt mittlerweile in Filadelfia mehrere solcher Initiativen von Mutter-Kind-Treffen und dieses kann ich jeder Mama nur wärmstens empfehlen!
Heute ist unser Erster fast 2 Jahre alt, spielt ausgelassen und ist ein glückliches und zufriedenes Kind. Seine Unverträglichkeit war nach 5-6 Monaten komplett weg und wir konnten wieder zu normalem Essen greifen.
Mittlerweile erwarten wir das zweite Kind und ich kann sagen, dass ich gerne Mutter bin und mich mittlerweile immer mehr mit dieser neuen Rolle identifizieren kann.
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