Montag, 13. Dezember 2021

Welcher Mensch warst du vor zehn Jahren?

Es ist doch eigenartig: Wenn man Kleinkind und Grundschulkind ist, verändert sich in den ersten 10 Jahren vieles. Man wächst, lernt laufen, sprechen, Fahrrad fahren, lesen, schreiben uvm. 

Die eigenen Eltern können wohl die Entwicklung des Kindes auf ihre ganz eigene Art reflektieren, bzw. erzählen und berichten (nicht zuletzt in vielen Fotos aus Kindertagen.)

Wenn man älter wird, bleibt es an einem selbst, sich selbst zu reflektieren und zu schauen, wer man war vor zehn Jahren. Von der inneren und seelischen Entwicklung gibt es ja nicht unbedingt Fotos, wohl aber Erinnerungen und Meilensteine. 

Diese Gedanken kamen mir heute bei der Küchenarbeit. Interessant, dass die Blogideen oft während der banalen Küchenarbeit entstehen. 

Wer war ich eigentlich vor zehn Jahren? Wo gibt es Meilensteine? Wo bin ich gewachsen? Wo bin ich gescheitert?

Hier ein gebündelter Versuch meiner Ideen und Gedanken dazu: 

A. Ich war im Studium auf der Suche nach einer möglichst genauen Berufung und einer Vision für mein Leben. 


Mich faszinierten Berichte, Geschichten und Zeugnisse von Christen, die ihre Berufung von Gott praktisch wie einen 3-Schritte Plan zugeschickt bekommen hatten. So etwas wollte ich auch. 

Also betete ich.

Wartete. 

Beteten ein bisschen mehr.

Fastete, um Gottes Willen für mein Leben zu erkennen. 

Es kam nichts. Oder jedenfalls nicht so, wie ich es mir erhofft  hatte. Stückchenhaft schälten sich inmitten von eigenen Interessen und gegebenen Möglichkeiten schimmerhaft einige Ideen heraus, was ich die nächsten Jahre tun könnte. Es war ein Herantasten und Ausprobieren. Kein "Bau eine Arche wie Noah es tat", und "Noah ging hin und tat es...". 

Heute zehn Jahre später habe ich erkannt, dass den Wörtern "Berufung" und "Vision" manchmal zuviel Wert und Gewicht gegeben wird. Ich erkenne, dass es manchmal unguten Druck auf junge Menschen - junge Christen legen kann, wenn sie nicht genau wissen, welches ihre Berufung, ihr Platz ist. 

Und was bitteschön ist überhaupt eine individuelle Berufung??? Hängt es nicht doch mit Beruf zusammen? Bis jetzt konnte ich da noch keine wirklich überzeugende Erklärung zu finden. 

Denn ich erkenne heute, dass der Alltag und das Zusammenleben in der Ehe und das gemeinsame Herausfinden des Platzes in Beruf und sozialem Einbringen ein Weg und ein Prozess sind. 

Dass das Leben viel mehr Optionen für uns bereit hält, die in verschiedenen Etappen zur Geltung kommen. Dass wir viel zu oft nur in schwarz-weiβ denken, dabei beinhaltet das Werden und Sein viele Graustufen.


B. Ich war ständig auf Diät, habe viele verschiedene Trends mitgemacht und meinen Körper und Stoffwechsel mehr geschadet, als mir dabei lieb war. 




Seit ich 17 bin, beschäftigt mich mein Gewicht. Über die Jahre habe ich verschiedene Trendiäten ausprobiert und mein Gewicht stieg über die Jahre auf und ab.

Blöd natürlich für den Körper, für die Muskelmasse – blöd aber vor allem für die Seele. Immer wieder hoffte ich auf das eine Wundermittel, das eine vermeintlich erfolgreiche Lebensmittel.

Mal war es das Obst, das mir versprochen wurde, das zum Erfolg führen würde. Dann war es das Trennen von Lebensmitteln. Dann das Weglassen von Zucker und Kolenhydraten. 

Mal Extremsport, dann wieder „Sport ist Mord“ – in all diesen Extremen pendelte ich über die Jahre. Von „Iss Nüsse- sind ja so gesund“ über „Keine Kolenhydrate am Abend“ zu „Ist alles eh egal, trink dich einfach schlank“.

Aber weiβt du was?

Irgendwann stellte ich fest, dass abnehmen und Gewichthalten mir keiner „abnehmen“ kann. Es hängt nicht an bestimmte Lebensmitteln, es hängt nicht an Zutun oder Wegtun von bestimmten Lebensmitteln, es hängt nicht an bestimmten Sportarten.

Es hängt weder an Nüssen, Eiern, Low Carb und No Sugar.

Bitteschön, was ist es dann???

Es hängt ganz fest an einer Entscheidung. Eine Entscheidung, die ich jeden Tag neu treffen muss. 7 Tage die Woche.

  • Die Entscheidung, heute wieder mein Maβ zu halten, sowohl beim Gesunden als auch beim „Ungesunden“
  • Die Entscheidung, mich zu bewegen.
  • Die Entscheidung, leichter zu leben und in keine Extreme zu verfallen.
  • Die Entscheidung, gut und aufbauend über mich und meinen gottgegebenen Körper zu denken und zu fühlen. 
Aus dieser Not, die ich bereits als 17-jährige spürte, hat sich wohl der innige Wunsch herausgeschält, selber etwas in diesem Bereich zu machen. Heute bin ich selber Lebe-leichter Abnehmcoach und motivere andere dazu, im gesunden Rahmen, mit normalem Essen, in normalem Rahmen abzunehmen. Siehe: Lebe leichter Filadelfia 

Hättest du mir vor 10 Jahren gesagt, dass ich mit 30 Jahren noch mal Lebe-leichter Coach sein würde, ich hätte dich ausgelacht und mir ein Stück Schokolade in den Mund geschoben, weil es innen drin so weh tut. 


C. Ich orientierte mich im Alltag und in der Lebensplanung zu sehr an anderen. 

Den Mut haben, sich zu trauen. Etwas gleichgültiger den vermeintlichen "Meinungen" der anderen zu sein und einen etwas "eingeseifteren Rücken zu haben" (so sagt man es hierzulande umgangssprachlich für resilient), das hätte ich mir in meinen 20ern gewünscht. 

Denn: Ich schaute in meiner Laufbahn als Studentin, junge Lehrerin, junge Hausfrau und Ehefrau zu sehr nach links und rechts, wie andere es machten, um dann frustriert festzustellen, dass nicht alles (das Meiste) für mich nicht so funktioniert. Pech gehabt! 


Gefühlt wollte ich alles sein. Alles und alles bitte zu gleich. 

Freundliche und ausgeglichene Lehrerin, hilfsbereite und kompetene Kollegin. treue Freundin, liebevolle Ehefrau, tüchtige Hausfrau (Sprüche 31 lässt grüβen!), friedliebende und streitschlichtende Schwester und Tochter - ach du liebe Zeit! Wenn ich das so lese, tippe ich mir glatt selbst einen Vogel. 

Ich musste meinen Weg selbst finden. Besonders was das Jonglieren des Berufs, Haushalts- und Soziallebens betrifft. Es gibt so viele verschiedenen Modelle, wie "frau" es machen könnte - ich kam nicht drum herum, zu experimentieren, zu scheitern und neu anzufangen. 

Auch heute noch ist in meiner Haushaltsführung viel Luft nach oben. Aber ich stehe dazu. Jeden Tag ein Stück weiter. 

Heute differenziere ich besser, was ich kann, was ich nicht kann. Ich haushalte besser mit meiner Energie, mit meinen Möglichkeiten, mit meinen Stärken und Schwächen. 

Gott sei Dank!


In zehn Jahren kann viel passieren. Welcher Mensch werde ich 2030 sein? Falls dieser Blog dann noch existiert, werde ich hoffentlich noch einmal darauf zurückgreifen. Vielleicht auch schon in fünf Jahren. Wer weiβ?

Jetzt bist du dran! Wer warst du eigentlich vor zehn Jahren? Reflektiere doch mal. Gerne darfst du mir auch einen Kommentar hinterlassen. 

 .

lr

Bildquelle: pixabay

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